Spielerisch, sinnlich und klanglich

„Wir sind selbst wieder ein bisschen Kind“ – lachend, etwas aus der Puste und „Aaramsamsam“-Ohrwurm-infiziert verfolgen die Schüler*innen das Duell zwischen den Finalist*innen. Die beiden umkreisen lauernd zu den Klängen des Kinderliedermix den letzten übrig gebliebenen Stuhl ihrer „Reise nach Jerusalem“. Der anfänglichen Zurückhaltung ist schnell die Erkenntnis gewichen, wie viel Spaß es macht zu spielen. Aber auch, dass man das Spieleanleiten noch üben muss. „Alte Spiele neu entdecken – gewürzt mit einer Prise Achtsamkeit“ – unter diesem Motto erarbeiteten sich die Auszubildenden des Kolping-Sozial-Berufskollegs Delbrück ein Spielerepertoire. Nicht nur für ihren künftigen Berufsalltag, sondern auch für einen Mitmachparcours für die Gäste am Tag der offenen Tür. Beim Schnuppertag gab es Kostproben aller vier Gruppen der vorangegangenen Projektwoche.

Mit Liebe zum Detail haben die Schüler*innen des Kolping-Sozial-Berufskollegs Delbrück unter Anleitung ihrer Lehrerinnen Christine Maas (hinten links) und Karolina Egeler (hinten, Dritte von links) die Erzähltheaterstücke fürs Kamishibai gestaltet. Mit Liebe zum Detail haben die Schüler*innen des Kolping-Sozial-Berufskollegs Delbrück unter Anleitung ihrer Lehrerinnen Christine Maas (hinten links) und Karolina Egeler (hinten, Dritte von links) die Erzähltheaterstücke fürs Kamishibai gestaltet. Foto: Jana Sudhoff Während die Projektteilnehmer*innen in der Gruppe von Heike Wengenmaier und Tanja Kaup bei Gummitwist, Seilchenspringen & Co. ihr Spielgeschick wiederaufleben und sich mit Yoga- und Entspannungsübungen für Achtsamkeit sensibilisieren ließen, weihten einen Raum weiter Christine Maas und Karolina Egeler die Schüler*innen in die Erzählkunst des Kamishibai (Bildertheater) ein. Vier Erzähltheaterstücke haben die Lernenden in Kleingruppen vorbereitet für den Märchenbilderschaukasten: Auf den Bildtafeln wurden St. Martin, das kleine Gespenst, eine kleine Fledermaus und ein Halloween-Abend lebendig. Genauso liebevoll wie sie die Bildkarten gestalteten, so viel Augenmerk legten die Schüler*innen auch auf die Atmosphäre. Accessoires wie kleine Gespenster aus Taschentüchern, Lichterketten oder Tücher unterstrichen die Geschichten. Und nicht nur das (lebendige) Erzählen und das Publikum Miteinbeziehen gehörten zu den Herausforderungen: Damit das Kamishibai auch ein inklusiv-sinnliches Erlebnis wird, lernten die Erzähler*innen ihre Geschichten lautsprachlich zu gebärden.

„Werkstatt der Instrumente“

Währenddessen erzählte die Musik die Geschichte in der Projektgruppe von Robert Raddatz und Esther Dykhoff beim Tag der offenen Tür. In der „Werkstatt der Instrumente“ stockten die Schüler*innen ihr Instrumentarium bzw. das ihrer Schule auf – vier Klangkörpertypen entstanden in Handarbeit. Die Projektgruppe lernte, wie man aus einer Holzlatte, einem Nagel, Weinkorken und Geschenkband einen „Brummer“ baut, der je nach Länge und Breite in unterschiedlichen Höhenlagen vibriert. Auch Überblasflöten aus Kanalrohr entstanden an der Werkbank. Das Meer ließen die Teilnehmenden des Musikprojekts mit ihren „Ocean Drums“ rauschen. Durch individuelles Dekor haben sie die folienbespannten, mit Kügelchen gefüllten Tabletts auch mit optischen Effekten versehen. Für einen schwirrenden Klangeffekt hat die Gruppe ein Instrument aus Mundspateln und Gummibändern („Schwirrer“) hergestellt. Das Musikprojekt war gleichermaßen der Auftakt für den geplanten Gitarrenclub an der Schule. So übten sich die Schüler*innen an ihren ersten Akkorden. Einen Rundum-Eindruck gab’s beim Tag der offenen Tür: Die Projektgruppe regte mit ihren selbstgebauten Instrumenten die Phantasie der Gäste mit einer Klanggeschichte an und sie zeigte, wie gut man mit Boomwhackers, einer Gitarre, einem Cajón und Gesang einen Pop-Song inszenieren kann. Die Gäste konnten selbst „Schwirrer“ bauen und auch alle Instrumente selbst ausprobieren.

„Sinne neu erleben“

Testen und ausprobieren standen auch im Fokus der Projektgruppe „Sinne neu erleben“ von Johannes Falke und Tanita Schieleit. Welche Sinne sind am besten ausgeprägt? Die Probe aufs Exempel machten die Lernenden an fünf Stationen unter anderem mit Fühlboxen, Obst- und Gemüsetasting, Frequenzhörtest, Duftproben und optischen Täuschungen. Ist das Kleid blau-schwarz oder gold-weiß? An der Frage nach der Kleiderfarbe schieden sich nicht nur damals im Internet die Geister (#TheDress), auch in der Projektgruppe wurde heißdiskutiert. Was ist wirklich da? Wie steuert uns unser Gehirn? Wie nehmen wir Situationen wahr? Die Schüler*innen wurden sensibilisiert für die Reflexion der eigenen Wahrnehmung, der Selbstwahrnehmung von Nähe und Distanz – auch vor dem Hintergrund kultureller Unterschiede – sowie für ein Gespür für Alltagsbarrieren. Aus ihren Sinnesbeobachtungen nahmen die Projektteilnehmenden wichtige Erkenntnisse für die berufliche Praxis im pädagogischen und pflegerischen Handeln mit. Dabei wurde deutlich, wie spezifisch jeder einzelne Sinn für sich und zugleich auch abhängig von den anderen Sinnen ist. Wie man im Berufsalltag Kinder ihre Sinne entdecken lassen und diese schulen kann – dafür bekamen die Auszubildenden Spiele und Methoden zur Hand. Ihren Tastsinn konnten auch die Gäste beim Tag der offenen Tür entdecken – für sie hatte die Gruppe die Fühlboxen aufgestellt.

„Der Tag der offenen Tür war gut besucht“, freut sich Schulleiterin Silvia Zimmardi. Besonders die Aufführungen hatten viele Zuschauer*innen. „Es gab auch am Info-Point einige konkrete Fragen zu den Bildungsgängen und zum Anmeldeprozedere“, zieht sie Bilanz.