Oktopusse und Hexen bereichern die „Abenteuerpause“

„Ihr seid 30 Sekunden zu spät“, schallt es den drei angehenden Kinderpflegerinnen vom Schulhof des Grundschulverbunds Westenholz-Hagen (KGS) entgegen. Und schon haben die ersten Grundschüler*innen ihre Arme um die Schülerinnen des benachbarten Kolping-Berufskollegs geschlungen. Sehnsüchtig haben sie ihre „Spielkameradinnen“ für die Pause erwartet. Das Projekt „Abenteuerpause“ – eine Kooperation zwischen Grundschule und Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück – wird mit Begeisterung aufgenommen.

Schulleiterin Silvia Zimmardi (Zweite von links) freute sich, dass die Spiele von Melissa Sabot, Selina Okonnek und Alessia Osayomwanbor (von links) bei den Grundschüler*innen gut ankamen. Schulleiterin Silvia Zimmardi (Zweite von links) freute sich, dass die Spiele von Melissa Sabot, Selina Okonnek und Alessia Osayomwanbor (von links) bei den Grundschüler*innen gut ankamen. Foto: Jana Sudhoff Jeden Dienstag in der zweiten Pause bauen die Kinderpfleger*innen der Oberstufe ihren Aufsteller auf dem Grundschulhof auf: das Startsignal für 15 Minuten angeleitetes Spielen. Selbstgemalte Illustrationen verraten den Mädchen und Jungen, welche Spiele sich die „Großen“ für diese Hofpause ausgedacht haben: „Feuer, Wasser, Luft“, „Oktopus“, „Hexe“ oder „Kettenfangen“ gehören beispielsweise zur Ideensammlung. Die Teilnahme an der „Abenteuerpause“ ist freiwillig und jahrgangsübergreifend. Spielfreudige Grundschüler*innen finden sich jedes Mal viele: Rund 20 von ihnen tummeln sich jeweils um die Spieleanleiter*innen, die auch selbst bei den Spielen mitten drin sind. „Uns macht das auch Spaß“, sagen Melissa Sabot, Selina Okonnek und Alessia Osayomwanbor, die in dieser Pause das Heft in der Hand haben.

In ihrer Stunde „selbstorganisiertes Lernen“ sammeln die Oberschüler*innen mit Unterstützung ihrer Sportlehrerin Heike Wengenmaier und anderen Lehrerkolleg*innen Ideen für die Pause. Jeweils zwei bis drei der angehenden Kinderpfleger*innen setzen sie dienstags in die Tat um. „Die Kinder spielen gerne unter Anleitung und freuen sich, wenn man ihnen Aufmerksamkeit schenkt“, sagt Berufsschülerin Janna Isaak. Ein positiver Nebeneffekt: Die Grundschüler*innen spielen zusammen, anstatt wie sonst häufig in Cliquen gruppenweise zusammenzustehen, berichtet ihre Klassenkameradin Laura Stukenberg.

Win-win-Situation

Auch die angehenden Kinderpfleger*innen profitieren von dem Projekt. Angeleitetes Spielen steht auf dem Lernplan des Bildungsgangs. „Die Schüler*innen haben bei dem Projekt die Möglichkeit, ihre Lerninhalte in der Praxis zu üben“, erklärt Schulleiterin Silvia Zimmardi. Pädagogische Entscheidungen treffen, Zeitmanagement trainieren, erzieherisch eingreifen, wenn nötig: Auch das lernen die Kinderpfleger*innen aus der Oberstufe auf dem Schulhof. Auch die Unterstufe wird in das Projekt integriert werden, damit sie die „Abenteuerpause“ später übernehmen kann.

Entstanden ist die Idee für die „Abenteuerpause“ nach einer erfolgreichen Kooperation zwischen KGS und Berufskolleg im Juni. Andreas Potthast, KGS-Schulleiter, hatte das Kolping-Berufskolleg angesprochen, ob sich die Kinderpfleger*innen in der Projektwoche „Umwelt und Nachhaltigkeit“ engagieren möchten. Und stieß dabei auf offene Ohren: „Für unsere Schüler*innen war das eine gute Gelegenheit, um Ideen für das spätere Berufsleben zu sammeln“, sagt Silvia Zimmardi, die gerne je zwei Kinderpfleger*innen pro Klasse in die Grundschule zur Unterstützung schickte. Damit es nicht nur ein Mal im Jahr zur Projektwoche zu Berührungen kommt, haben die beiden Schulen mit der „Abenteuerpause“ eine Möglichkeit geschaffen, dauerhaft den Kontakt zwischen den Kinderpfleger*innen und Grundschüler*innen herzustellen und zu verstärken. Und nicht zuletzt auch Hemmschwellen abzubauen. Für den Erfolg sprechen die herzlichen Umarmungen auf dem Schulhof.